GÖTTLICHE FARBENSPIELE
Das Evaskostüm meiner Liebsten
hat unser himmlischer Modeschöpfer
mit einem Reigen bunter Farben ausgeschmückt.
Als alter weißer Mann erblasse ich vor Neid.
Sie stellt mich bloß. Sie ist farbig. Ich bin farblos.
Ihr schwarzes Haar ist mit Silberstreifen durchwirkt.
Ihre Stirn wechselt je nach Laune
zwischen Mandel und Karamell.
Ihr Nacken schwillt rot an,
als hätte sie ein Feuersalamander geküsst.
Ihr Rücken gleißt wie eine türkische Kupferkanne.
Ihre Füße glänzen rotbraungold wie die Ahornblätter,
wenn wir im Spätherbst raschelnd durch das Laub stapfen.
Ihr gendergestirnter Zweiflügelaltar
leuchtet wie Apfelblütenhonig im Sonnenlicht.
Sie hat nur einen weißen Fleck: ihre blanken Zähne.
Ihre kirschweinroten Lippen färben auf mich ab.
Ich erröte vor ihrem bloßen Anblick.
Ich bin geblendet vom Blitz ihrer Augen.
Blinzelt sie mir zu, dann lacht mir das Herz,
und ich sonne mich in allen sieben Farben
des Regenbogens, mit dem unser himmlischer Modeschöpfer
meine Evastochter kostümiert hat.
PETER SCHÜTT
(geschrieben am Abend des 7. November 2020, dem Tag des Wahlsieges von Joe Biden und Kamala Harris – zugleich als Liebesgedicht und als politisches Manifest, den Farbigen aller Länder gewidmet)